In einem Raum im Heimatmuseum Montafon war über Jahrzehnte eine historische Schulklasse inszenatorisch simuliert worden. In den 1930er und 40er Jahren diente dieser Raum als Arrestzelle für zahlreiche ZwangsarbeiterInnen, die bleibende Spuren bzw. Botschaften hinterlassen haben. Dieses Faktum und der Umstand, dass die Zeit des Nationalsozialismus zwar in zahlreichen Projekten des Museums, nicht aber in der Dauerausstellung präsent war, führten zum Entschluss, den Raum neu zu gestalten. Auf einer Fläche von wenigen Quadratmetern galt es, eine möglichst straffe inhaltliche Fokussierung anzustreben und dabei offen zu bleiben für die Präsentation von neuen Erkenntnissen und Forschungsergebnissen rund um die Zeit des Nationalsozialismus, die den Raum in Zukunft als Folgemodule bespielen können.
Die erste Neupräsentation in der einstmaligen Arrestzelle widmet sich dem Thema „Zwangsarbeit im Montafon“. Sie verzichtet dabei weitgehend auf raumfeste Installationen. Die Zelle entwickelt – speziell in ihrer Leere – eine überraschende Atmosphäre und begünstigt Imaginations- und Denkräume. Erinnern braucht Zeit und der Raum lädt bei einer größtmöglichen formalen Reduktion dezidiert zum Verweilen und Vertiefen ein. Nur das Licht von zwei Projektoren berührt die kahlen Wände. In diesen Erzählfenstern werden die Geschichten von ZwangsarbeiterInnen im Montafon mittels Bild-Text-Collagen erzählt. Einziges raumfüllendes Element ist die Stimme eines ehemaligen Zwangsarbeiters. Die spartanische Möblierung in der Mitte der Zelle ist Träger für Tablets mit vertiefenden Einblicken in das Thema und die historischen Kontexte.
Fotos diese Seite: Stoph Sauter
Leistungen
Konzept und Kuratierung
Team
Kuratierung Bruno Winkler, Robert Gander
Gestaltung Stoph Sauter
Historische Recherchen Michael Kasper
Fakten
Auftraggeber Heimatschutzverein Montafon
Projektjahr 2018
Ort Heimatmuseum Montafon, Schruns
Eröffnung November 2018